Eine Philosophie des Friedens

Eine Philosophie des Friedens?

Der Frieden braucht keine Philosophie. Wenn du alle deine Anteile angenommen hast, mit ihnen im Frieden bist – was brauchst du eine Philosophie? Du bist im Frieden, du bist Frieden, du treibst oder schwimmst in deinem Fluss, Aktion, wo Aktion gebraucht, Ruhe, wo Ruhe wohltut, die ganze Spannbreite, ohne Schuld, ohne Schuldzuweisung.

Eine Philosophie des Friedens können wir dennoch gut auf dem Weg zum Frieden brauchen, denn jeder Mensch kommt tagtäglich mit der Umwelt, mit Nachrichten, mit seinen Gedanken, mit seinen Gefühlen in Berührung und muss damit umgehen. Da wird der Frieden in uns gleich auf die Probe gestellt und wir sind gefordert, damit wir erneut eine friedvolle Haltung in uns finden und in uns halten. Das ist immer wieder Herausforderung pur. Wie bleibe ich mir treu?

Denn es gibt so viele Dinge, die wir als falsch, ungerecht, unwahr, wütend oder eifersüchtig machend etc. empfinden. Diese Empfindungen kommen aus uns. Wir empfinden sie. Also sind sie in uns, irgendwo in einer der vielen Schichten unseres Seins.

Es gibt so viele Dinge, die einfach nicht zu Ende gedacht sind. Zu Ende denken heißt, dass die Dinge in ihrer Auswirkung einen nährenden Kreislauf bilden: Nährend für Körper-Seele-Geist, nährend für Mensch-Tier-Pflanze, nährend für die Beziehung Mensch zu Mensch, nährend für die Beziehung der Völker miteinander, nährend für die Beziehung Mensch-Umwelt, nährend für das Verhältnis von weiblich und männlich, für die Verhältnisse von Kind-Eltern-Großeltern und nährend im Kreislauf der sichtbaren und der unsichtbaren Welt, dem Geboren werden, dem Beatmet werden, also das Leben im Wechsel von Schlafen und Wachen, mit Gedanken und Emotionen, und dem Verwandelt werden, das Sterben, Auflösen und Integrieren im Kreislauf von Geburt und Widergeburt.  

Dann macht es doppelt Sinn sich zu überlegen, welche Energie wir hineingeben: in welches Leben, in welche Zustände, in welche Erziehungsmodelle, in welche Arbeitswelt, in welche Umwelt, in welches Miteinander du in deinem nächsten Leben am liebsten hineingeboren werden möchtest.

Wir füttern mit unseren Gedanken das unsichtbare Feld der Erde aus dem heraus sich ständig Veränderung ergeben. Das ist heute offensichtlicher denn ja. Wer das erkannt hat und nachhaltig wirken will, dem wird schnell klar, dass es Zeit ist aufzuräumen – bei sich. Das fängt bei den persönlichen Meinungen über sich an, den Zweifeln, dem Selbstwertgefühl, den alten Verletzungen, dem „das kenn ich schon.“ und dem damit verbundenen weghören, usw. usw.; allesamt behindern sie das freie Wahrnehmen des Momentes. Und das Aufräumen geht weiter bis zu gängigen Sprüchen und Pauschalisierungen wie: Alle Politiker sind korrupt. Wenn du so das Feld fütterst, welche Politiker darfst du erwarten.

Körperpflege, Seelenpflege, Geistpflege

Wenn wir unsere Befindlichkeitsstörungen, die sich bis zu Krankheiten ausweiten können, als Botschaften annehmen können, anstatt als etwas, das es gilt schnellstmöglich loszuwerden, dann können wir auch daran arbeiten. Und natürlich unterstützen wir den Körper mit allem, was er dazu braucht. Und natürlich arbeiten wir an unserem Geist, um die Blickrichtung, die Perspektive, unsere Vision entsprechend der Botschaft zu erweitern und auszurichten. Das nenne ich dann klug.

Wir sind geistige Wesen, geboren aus der Kraft der Weiblichkeit. Die Seele, das unsterblich Weibliche in uns spricht eine andere Sprache als der Verstand. Die sind die beiden Sa/eiten eines Ganzen die zusammengehören.

Erst in Ihrem Zusammenspiel können wir die Dinge ganzheitlich erfassen, wenn keine Saite fehlt, jede Saite ihren respektvollen Raum hat, jede Saite ihre Zeit bekommt. In diesem Zusammenspiel entsteht ein neuer Rhythmus von aktiv und passiv, von Aktion und Ruhe, von aufnehmen und verarbeiten, von annehmen und loslassen, von Wertschätzung und Achtung. Jede Saite in der Wertschätzung und Achtung der anderen Saite, im aufeinander Hören und einander Achten. Dann können wir die Unordnung unserer Welt neu ordnen, dann entsteht ein neues Miteinander. Es ist der Weg des Verstehens und des Geschehen-Lassens. Verstehen an uns selber hilft uns, unsere Urteile und Meinungen über uns, über andere, über die Welt in Wertschätzung und Achtung zu verwandeln, das Geschehen-Lassen ist die Magie der Freude und des Vertrauens, die Magie des Augenblicks.

So können wir eine Philosophie des Friedens gut auf dem Weg zum Frieden brauchen: zur Erinnerung, Ermunterung, Erholung, zum Erwartungsabbau, zur Erneuerung des Friedens in uns selbst, bis wir Frieden geschlossen haben mit der Welt.

Ach, da gibt es etliche Punkte, wo ich wieder und wieder innehalte und stille werde, damit ich den Frieden in mir finde, halte oder neu aufbaue.

So beginnt der Weg des Friedens immer in uns. Und ich bin mir bewusst, was das Wort immer bedeutet – konstant, durchgehend, stetig. Denn selbst wenn wir im äußeren Frieden leben, die Gedanken und Worte, die unsere Handlungen beeinflussen, sind in unsere Verantwortung gelegt. Und wem je der Gaul seiner Worte durchgegangen ist, der weiß, welche Arbeit es bedeutet, die Folgen eines durchgegangenen Gauls zu beseitigen. So beginnt der Friede in uns, in unseren Gedanken, in unserer Ausrichtung. Die Formel „Zum Wohl des Ganzen“ ist mir immer eine gute Lehrmeisterin gewesen.

Anstatt die Umstände im Außen zu bekämpfen, was ja Kampf bedeutet, zuerst in die Stille, in die Einkehr zu sich selber, um die Ruhe zu bewahren, um cool zu bleiben. Denn egal für was du dich einsetzt, sollte dein Einsatz nährend wirken können, nachhaltig. Mit diesem Ansatz kommen wir mehr und mehr, Schritt für Schritt in Frieden in uns und in den Frieden um uns herum.

Die weisen Frauen sagen es, die alten großen Meister, Mahatma Gandhi, Nelson Mandela und die weisen Menschen aller Völker. In unzähligen Schriften ist es zu lesen – und doch müssen wir es selber erfahren um zu verstehen. Ja, wir dürfen und sollen auf das außen hin agieren, doch eben aus der Fülle und Liebe unserer Herzensqualitäten, aus dem Wissen und dem Gefühl, was unserer würdig ist, was dem Nächsten würdig ist.

Dieser Verantwortung können wir uns niemals entziehen.

Ich habe Jahrzehnte im Widerstand gegen die Gesellschaft gelebt, zwar ohne Kampf im außen, doch es hat mir keine Zufriedenheit gebracht, immer hatte etwas gefehlt. Doch was will ich so bewirken. Lamentieren und Meckern hat noch keinen Inhalt. 

Heute stelle ich mir lieber vor wie jedes Gewerk dem anderen dienlich und förderlich ist, so z.B. Politiker und Polizisten wieder dem Volk dienen, Respekt und Achtung erhalten wie jede Mutter und jeder Gärtner, dass die Menschen an Orten schaffen und sich ihrer Arbeit hingeben können und dabei die Freude über ihr Tun in ihr Erschaffen hineinwirkt, wo Kinder sich frei entfalten und die Herrlichkeit ihrer mitgebrachten Gaben gefördert wird. Oder wie Mensch und Natur in Einklang leben und der Mensch ehrt, was ihn hervorgebracht hat, wo sich Geben und Nehmen die Waage halten.

Ach, viele solcher Bilder entstehen in mir. Ja, das fordert Mut und es ist nicht immer einfach, manchmal dauert es, bis stimmige Bilder entstehen. Auch das ist Aufräumen, denn die neuen Bilder erscheinen erst, wenn die alten Bilder in mir bereinigt sind, keine Ladung mehr drauf ist.

So wachse ich dankbar, mehre meine Liebe und lasse sie strömen, entwirre Knoten und lausche, spüre, fühle, ertaste, schmecke und ergebe mich dem feinen Weben des Lichtes in und um mich herum, fasziniert wie ein Kind, leise und wild, bedachtsam und strebend, segnend und empfangend, eben auf meine Art.

Cornelia Nasarewytsch-Soukup

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Weit hinten, hinter den Wortbergen, fern der Länder Vokalien und Konsonantien leben die Blindtexte. Abgeschieden wohnen sie in Buchstabhausen an der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt durch ihren Ort und versorgt sie mit den nötigen Regelialien.

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